Page 6 - yudg_Neat
P. 6
Editorial
Editorial
Als im September das neue Studienjahr be- Der Beginn des russischen Angriffskrieges
gann, hatten wir alle die Hoffnung auf mehr auf die Ukraine am 24. Februar 2022 hat all-
Normalität; und zugleich stand die sorgenvol- seits Gefühle der Wut und Verzweiflung, der
le Frage im Raum, welche Maßnahmen uns Ohnmacht und Angst ausgelöst. Für das IFA
das Pandemiegeschehen abverlangen wür- als internationales und interkulturelles In-
de? Nach den problematischen Erfahrungen stitut kommen noch weitere Folgen hinzu,
des Vorjahres war offenbar die Devise des wie z. B. die Sorge der Schüler, Studierenden
Kultusministeriums: Rückkehr zum Präsenz- und Lehrkräfte mit familiären Wurzeln in die
unterricht (um beinahe jeden Preis). Auch Kriegsregion um die Sicherheit ihrer Angehö-
wenn die Aufhebung des Mindestabstands rigen. Eine ganze Reihe von ihnen und viele
in den Klassenräumen einen weitgehend andere auch haben sich an Aktionen betei-
normalen Unterrichtsbetrieb ermöglichen ligt, um das Leid der Geflüchteten zu mildern
sollte, blieb die Verpflichtung zum Tragen bzw. deren Integration in Deutschland durch
eines Mund-Nasen-Schutzes bis weit in das Dolmetschen, Übersetzen oder Deutschun-
Jahr 2022 bestehen, was zwar für viele lästig, terricht zu unterstützen (vgl. S. 21–24). Und
aber sicherlich dennoch sehr sinnvoll war. zuletzt bleibt leider auch die nicht unberech-
tigte Sorge um die Auswirkung des Krieges
Ein positiver Aspekt der Rückkehr zum Prä- auf die Nachfrage nach Russisch am IFA.
senzunterricht war zweifellos die Rückkehr
auch der Erasmus-Studierenden. Während Ein Höhepunkt in diesem akademischen Jahr
an den Hochschulen und Universitäten die war sicherlich die Auszeichnung des IFA als
4 meisten Lehrveranstaltungen auch weiter- „Schule ohne Rassismus – Schule mit Coura-
hin mittels Videoübertragung durchgeführt ge“ am 28. März 2022. Als eines der ältesten
wurden, konnten wir wieder über zwanzig deutschen Institute für die professionelle
Studierende aus Italien, Spanien, Frankreich Qualifizierung von Sprach- und Kulturmitt-
und Belgien begrüßen. Welche Erfahrungen lern stehen wir – wie auch unserem Leitbild
sie hier gemacht haben, wurde von einigen zu entnehmen ist – per se für Offenheit und
berichtet (S. 34–37). Verständigung und gegen jede Form der Dis-
kriminierung, aber es ist sehr schön zu sehen,
Anfang Januar erreichte uns die erschüttern- dass auch unsere Schüler und Studierende
de Nachricht, dass unsere geschätzte und bei dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe
geliebte Kollegin Natascha Walther im Alter aktiv mitwirken wollen (siehe S. 8–10). Dies
von nur 41 Jahren ihren Kampf gegen den verdient jede Unterstützung.
Krebs verloren hatte. Natascha, die noch im
Dezember geheiratet und den Namen ihres Darüber hinaus finden Sie in diesem Jahres-
Ehemannes Rinchiuso angenommen hatte, bericht viele weitere interessante Texte zu
war eine Absolventin des IFA und seit 2006 Aktivitäten und Neuigkeiten rund um das
auch Dozentin bei uns. Ihre Tätigkeit wurde IFA, wie zu ersten Dolmetscherfahrungen
immer breiter und wichtiger für uns: zunächst unserer Studierenden (S. 24–30) oder zu
nur in der Spanischen Abteilung, dann mehr kulturvergleichenden Beobachtungen, die
und mehr auch in der Englischen Abteilung, bei Auslandspraktika gewonnen wurden
als Vertrauenslehrerin, als Fachdozentin für (S. 46–49). Ich wünsche viel Spaß bei der Lek-
Geisteswissenschaften und in den letzten türe.
Jahren auch als Stundenplanerin. Auf den
S. 63/64 erinnern zwei Kolleginnen an sie. Ihr Daniel Gossel

