Page 28 - Rund um den Bärwalder See - 2017
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Auch Kinder stehen im Mittelpunkt
Spreetal: Eine Gemeinde im Wandel
oher kommt eigentlich der Name „Spreetal“? Diese ner Belegschaft von 1.200 Mitarbeitern, einer jährlichen Abraum-
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Frage lässt sich nicht ganz konkret beantworten. Die förderung von 14 Mio m Abraum, 3 Mio Tonnen geförderter Kohle
Wheute zur Gemeinde Spreetal gehörenden acht Dörfer und 130.000 Tonnen gepresster Briketts. Durch die Kriegsereig-
liegen nicht alle im Tal der Spree. Vor etwa 110 Jahren wurde die nisse kam der Betrieb völlig zum Erliegen. Mit unendlicher Mühe
Braunkohlegrube „Hoffnung III“ in der Nähe aufgeschlossen, aus und nach Überwindung fast übermenschlicher Schwierigkeiten
der 1918 die Grube „Brigitta“ mit gleichnamiger Brikettfabrik und kam die Produktion im November 1946 wieder in Gang. 1949 er-
Werksiedlung hervorging. reichten die Leistungen bei Abraum, Kohleförderung und Briketts
Die Umbenennung in „Spreetal“ erfolgte 1950 mit der Gründung wieder ein Drittel der Vorkriegsproduktion. Bedingt waren die
der VEB Braunkohlewerke (BKW) in der DDR. Warum das Revier Schwierigkeiten durch Reparationsleistungen an die Sowjetunion
„Brigitta“ in „Spreetal“ umbenannt wurde, ist weder bekannt noch mit Tagebaugroßgeräten und rollendem Material, also Abraum-
hinterlegt. Tatsache ist aber, dass von 1937 bis 1945 der heutige und Kohlezügen, E-Loks und Gleisen. Erst 1950 gelang es wieder,
Ortsteil Zerre/Dretwja von den Nationalsozialisten in „Spreetal“ an die Vorkriegsleistungen mit einer Belegschaft von 1.300 Mitar-
umbenannt wurde, als sie in der Lausitz sorbische Dorfnamen beitern anzuknüpfen.
durch deutsche Ortsbezeichnungen ersetzten. Mag Zerre ja nun
wirklich im Tal der Spree liegen, waren die bergbaulichen Anlagen Der See wird Zentrum des Wassersports
und die Siedlung „Brigitta“ geografisch vom Tal der Spree weit ent- Durch Investitionen wurden 12 E-Loks (75 Tonnen auf 900-Mil-
fernt. Mit anderen Worten: Wir wissen heute nicht, wer und war- limeter-Spur), über 100 Abraumwagen 25 m Inhalt sowie drei
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um 1950 den Namen des VEB BKW erfunden hat. 1996 wurden die Pflugrücker angeschafft. Es folgten neue Kohlezüge mit 40-Ton-
Dörfer des heutigen Gemeindegebietes unter eine gemeindliche nen-Großraumwagen. Die 1910 erbaute Brikettfabrik wurde mo-
Hoheit gestellt. Die neue Gemeinde entschied sich für den Namen dernisiert, mit einem neuen Kessel im Grubenkraftwerk, zwei
„Spreetal“. Das war geografisch ebenso korrekt wie die damit ver- neuen Brikettpressen und einer modernen Siebanlage.
bundene historische Bergbauindustriegeschichte, die erst 1991 mit Alle Investitionen vermochten jedoch nicht der fortschreitenden
dem Auslaufen des Tagebaus Spreetal-Nordost nach über 86 Jah- Industrialisierung des Braunkohlebergbaus in der DDR standzu-
ren zu Ende ging. halten. Am 2. Oktober 1965 wurde die Brikettfabrik stillgesetzt, der
Tagebau belieferte nun das Kombinat Schwarze Pumpe mit Roh-
Bergbau nur noch in Schwarze Pumpe zu sehen braunkohle. Am ehemaligen Tagebaurand stehen heute, 50 Jahre
Liebe Urlauber und Feriengäste, wenn Sie die Gemeinde Spreetal später, Urlauber, Radwanderer und Gäste am Ufer des Spreetaler
heute durchstreifen, sehen Sie vom einstigen Bergbau nur noch Sees, der sich zu einem Zentrum des motorisierten Wassersports
den hochmodernen Industriepark Schwarze Pumpe, der ohne die entwickeln und zudem durch schiffbare Kanäle mit dem Lausitzer
Braunkohle nicht existent wäre. Teile davon, wie das hochmoderne Seenland bis nach Senftenberg verbunden sein wird.
Kraftwerk können Sie auf Ihrer Urlaubstour besichtigen. Bis heute wird auf dem Sportplatz der einstigen Siedlung „Brigit-
Wie war das hier aber früher? Die Grube „Brigitta“ war vor dem ta“ am ersten Juliwochenende traditionell der Bergmannstag der
Ende des Zweiten Weltkrieges ein Großtagebau mit ei- DDR gefeiert. Mit Bergmannskapelle und Grubenschnaps.
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Spreetal

