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Studienerfahrungen und Kulturaustausch
Liégeoise pour un an
Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie vie- September 2021 bis Juni 2022 mein Zuhause.
le Portionen belgische Pommes mit Mayon- In dieser Zeit habe ich dort nicht nur die Uni
naise ich in diesen zehn Monaten vertilgt besucht, sondern auch meine Sprachkennt-
habe, wie oft ich vor meiner Lieblingsbäcke- nisse mit Elementen des belgischen Franzö-
rei in der Innenstadt für eine nach Zucker sisch aufgestockt und natürlich ganz Belgien
und flüssiger Schokolade duftende Gaufre bereist. Ich war eine von hundert anderen
liégeoise (Lütticher Variation der belgischen Erasmus-Studenten aus der ganzen Welt, die
Waffel) Schlange stand oder wie viele Kalo- ihr Auslandssemester an der Universität Lüt-
rien es mich gekostet hat, mich einmal quer tich verbrachten und mit denen ich in diesen
durch das gesamte Sortiment von Lotus, der zehn Monaten fast alles teilte (unter ande-
wohl bekanntesten belgischen Keksmarke, rem Corona).
zu probieren. Ich habe aufgehört zu zählen,
wie viele Sorten belgisches Bier ich in den Generell war mein Auslandsjahr von zahl-
unterschiedlichsten Lokalen in ganz Belgien reichen Begegnungen geprägt. Ich traf junge
verkostet habe oder wie viele Stunden Schlaf Wallonen und Flamen, die mir recht früh be-
ich damit meinem Körper entzogen habe, wusst werden ließen, dass Belgien gespalte-
um das Nightlife in Lüttichs angesamtem ner und chaotischer ist, als man es von außen
Barviertel „Le Carré“ am Wochenende sowie vermuten könnte und dass es so etwas wie
an den Wochentagen voll auszukosten. Egal, eine belgische Identität eigentlich nur bei
wie viele Pommes, Waffeln und durchzechte der Fußballweltmeisterschaft gibt. Ich lernte
Nächte es waren, sie waren es wert. deutschsprachige Belgier kennen (ja, es gibt
circa 80.000 von ihnen und Deutsch ist neben
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40 Die im Osten Belgiens liegende Stadt Lüttich Niederländisch und Französisch eine Amts-
(Liège im Französischen) zählt etwa doppelt sprache in Belgien), die sich von Gesellschaft
so viele Einwohner wie Erlangen und war von und Politik so ziemlich vergessen fühlen. Und
vor allem erfuhr ich sofort zu Beginn meines
Aufenthalts die Herzlichkeit und Offenheit,
für die Lüttichs Einwohner so bekannt sind.
Das Land Belgien mag unterschätzt werden,
es hat jedoch mit seinen historischen Städ-
ten, kleinen Badeorten am Ärmelkanal und
natürlich den EU-Institutionen in Brüssel ei-
niges zu bieten und überrascht mich bis heu-
te jeden Tag aufs Neue.
Antonia Weiher
Treffen mit den ehemaligen Erasmus-Incoming-
Studentinnen Nelly und Coraline

