Page 20 - PSV-Magazin 2020 - 02
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Luftsport
Corona und Luftsport
Der Polizeisportverein hat im Rahmen der Vorgaben ruht, in jedem Fall ausgeschlossen blieb, (obwohl es
von Bund, Ländern sowie des Landessportbundes rasch auch hier Modelle gäbe, den für die Unterbrechung der
reagiert und mit Beschluss des Vorstands ab dem 14. Infektionskette nötigen Abstand einzuhalten). Der Aus-
März verfügt, den gesamten Trainings- und Wettkampf- schluss musste natürlich auch für die Schulflüge gel-
betrieb in allen Abteilungen einzustellen. Die Verfü- ten, bei denen im engen Cockpit eine erhöhte Anste-
gung hat sämtliche Abteilungen hart getroffen, bedeu- ckungsgefahr nicht ausgeschlossen werden kann.
tete dies doch Stillstand auf allen Ebenen der Lösung: Soloflüge
körperlichen Fitness, der Freude am Sport, sowie der Aber musste das totale Flugverbot auch für Soloflüge
vielen gelebten Gemeinsamkeiten, die den Sport eben gelten? Mit unserem Motorsegler haben wir ja ein Flug-
ausmachen. zeug, das jede Person selbständig aus dem Hangar zie-
Konsequenzen hen und in Betrieb nehmen kann – dafür haben wir un-
Wie vermutlich den Aktiven aller Abteilungen erging es ser „Schätzchen“ ja extra an vorderer Stelle in der
auch den Luftsportlern: zunächst der Schock, dann die Flugzeughalle geparkt. Und wenn der Pilot dann allei-
Erkenntnis, dass es wirklich schlimm ist und so rasch ne oder allenfalls mit seinem in Gemeinschaft leben-
nichts mehr so sein würde wie vorher. Der Ernst der La- den Partner oder Kind im Flugzeug sitzt und Starts so-
ge wurde mit jedem Tag und mit den steigenden Zah- wie Landungen übt und seine für die Erhaltung der
len der vom Virus Betroffenen deutlicher und jeder, ins- Lizenz nötige Flugzeit absolviert, wen soll er da anste-
besondere die Abteilungsleiter, stellten sich die Frage, cken? Sind das Auto, mit dem er zum Flugplatz fährt
welche konkreten Folgen für ihren Sport und für die und dann das Cockpit des Flugzeugs nicht geradezu
einzelnen Mitglieder sich aus der Situation ergeben perfekte Räume der Quarantäne?
würden und welche Optionen doch noch blieben. Da der zunächst unbefristete Stopp jeglicher flugsport-
Zunächst war uns in der Luftsportabteilung klar, dass licher Aktivitäten und die drohende Lizenzfrage eine
der Stopp aller sportlichen Aktivitäten in der Abteilung Menge Piloten betraf, reagierten –zu unser aller Ver-
deutliche und gravierende Konsequenzen haben wür- wunderung ob der raschen Reaktion des Behördenap-
de. Insbesondere bedeutete die Einstellung des Be- parats – zunächst das Luftfahrt Bundesamt und in der
triebs für etliche Luftsportler, dass sie etwa die gesetz- Folge auch die Länderbehörden mit einer Verlängerung
lich vorgeschriebenen Termine zur Verlängerungen der normalen Fristen für den Lizenzerhalt. Das Aufat-
ihrer Pilotenlizenzen überschreiten würden, ohne die men in der Gemeinschaft der Luftsportler war landauf
für den Erhalt der Lizenzen erforderlichen Flugzeiten landab quasi hörbar. Dem Aufatmen folgte die Ernüch-
bzw. Starts und Landungen vorweisen zu können. terung, als das Herannahen eines anderen Problems
Dilemma sichtbar wurde.
Unsere Abteilungsleiter standen vor einem Dilemma: Neues Problem
Soll man – und sei es aus Solidarität mit den übrigen Die Fristen für den Nachweis fliegerischer Praxis, die
Abteilungen – stillhalten oder wäre es angebracht, mit normalerweise für die Verlängerung der Lizenzen ge-
Hinweis auf die besonderen Probleme der Luftsportler setzt sind, haben ja einen Grund: sie sichern den
beim Vorstand des PSV um eine Ausnahmeregelung zu Übungsstand der Piloten. Das Hinausschieben der Fris-
bitten. ten bedeutet folglich, dass beim Verbot des Fliegens
Fest stand, dass eine solche Ausnahmeregelung den innerhalb der Fristverlängerung der Übungsstand sinkt.
Zweck der Verfügung nicht unterlaufen durfte. Die Lage Das aber ist potenziell ein Problem der Flugsicherheit!
war sehr ernst, die Vermeidung von Ansteckung war Solidarität versus Flugsicherheit
oberstes Gebot. Daher war klar, dass der „normale“ Also doch beim Vorstand des PSV um Ausnahmen von
Flugbetrieb, der auf gemeinschaftlichen Aktivitäten be- der Verfügung bitten? Legt die Verantwortung für die
Autoren: B. Malzbender, S. Eusterholz/ Fotos B. Malzbender

