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Social Media
Mindfulness
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D E R E I N F L U S S V O N A C H T S A M K E I T A U F S O C I A L M E D I A S U C H T & D E P R E S S I O N
C H R I S T I N A G R O M O V , S T U D I E N G A N G M A R K T - U N D M E D I E N F O R S C H U N G 2
HINTERGRUND & RELEVANZ FORSCHUNGSSTAND
Laut Bundesgesundheitsministerium gehören depressive Störungen zu den häufigsten und hinsichtlich
ihrer Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen Studie bestätigt einen Zusammenhang zwischen der Social Media Nutzung und
Insgesamt leiden in einem Jahr durchschnittlich 8,3 Prozent der Bevölkerung an Depressionen Depressionen: Depressionswerte der Studienteilnehmer stiegen, je mehr Zeit sie mit Social
Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen treten sie immer häufiger auf, dadurch besteht ein hohes Media verbrachten und je öfter sie Social Media Seiten aufriefen.
Risiko für gesundheitliche Störungen in ihrer weiteren Entwicklung Lin et al. (2016): Association between Social Media Use and Depression among U.S. Young Adults.
In: Depress Anxiety, 33(4), S. 323-331.
75% aller psychischen Erkrankungen von Erwachsenen beginnen vor dem 24. Lebensjahr - Aber warum?
Erste Studie belegt die Kausalität zwischen Häufigkeit der SM-Nutzung und
Die These ist, dass für Kinder & Jugendliche bisher in der Regelversorgung noch keine ausreichenden Depressionen:
Angebote bestehen. Um diese weiterentwickeln zu können muss ein Grundverständnis dafür geschaffen Eine Senkung der SM-Nutzung (Häufigkeit) auf max. 30 Min. pro Tag führt innerhalb von 3
werden, welche Faktoren das Auftreten von Angststörungen und Depressionen begünstigen können Wochen zu einer Senkung depressiver Symptome.
Sämtlichen Studien zufolge wurde der übermäßige Konsum von Social Media bzw. eine Social Media Hunt et al. (2018): No More FOMO: Limiting Social Media Decreases Loneliness and Depression. In:
Abhängigkeit als eine mögliche Ursache für das Auftreten depressiver Symptome bei Jugendlichen belegt. Journal of Social and Clinical Psychology. 37(10). S. 751-768.
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"(...) technische Lösungen zur Selbstbeschränkung sind sinnvolle Instrumente, um das Konsumverhalten besser Ausgangspunkt für die vorliegende Studie:
zu kontrollieren." - Professor Dr. Rainer Thomasius, Suchtexperte In der Intervention wurde von Probanden berichtet, dass die Limitation der Nutzungsdauer
von Sozialen Medien dabei geholfen hat, ein Bewusstsein über den übermäßigen Konsum
bzw. dessen negativen Einflusses zu entwickeln (vgl. ebd., S. 763.).
THEORETISCHES MODELL 4
FORSCHUNGSFRAGEN
& HYPOTHESEN
Inwiefern kann eine Steigerung der Achtsamkeit Social Media Sucht reduzieren?
Wie wirksam ist die App "Moment" zur Steigerung der Achtsamkeit?
(1) "People who are highly addicted to social media tended to have lower mindfulness. (...) The Inwiefern mediiert Social Media Sucht die Beziehung zwischen Achtsamkeit und Depression?
result shows that their relationship is negative and highly significant.“
(Sriwilai/Charoensukmongkol 2015, S. 432) H1: Die Steigerung der Achtsamkeit führt zur Reduktion von Social Media Sucht.
Begründung: Die Fähigkeit zur konzentrierten Ausführung einer gegenwärtigen Aktivität H2: Die Verwendung der App "Moment" führt zu einer Steigerung der Achtsamkeit.
(Achtsamkeit) ist bei einer Abhängigkeit von Sozialen Medien beeinträchtigt, da ständig der Drang
besteht, die sozialen Medien aufzurufen. H3: Die Steigerung der Achtsamkeit führt indirekt über die Reduktion der Social Media Sucht
zur Senkung des Depressionslevels.
(2) "(...) as the level of social media addiction increases, the level of depression increases. The p-
value was found less than 0.05 and it suggests that the correlation is statistically significant" & "a
simple linear regression analysis also shows that depression significantly predicts social media
addiction” (Haand/Shuwang 2020, S. 782) 5
(3) "The findings suggest that a higher mindfulness score is associated with lower depression"
(AlzahraniI et al. 2020, S. 1)
Abgeleitet aus den Erkenntnissen soll primär untersucht werden, ob durch eine OPERATIONALISIERUNG
Verbesserung der individuellen Achtsamkeit die Social Media Sucht reduziert werden kann.
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Achtsamkeit (UV): Fähigkeit, die volle Aufmerksamkeit auf die Erfahrungen zu richten, die sich im
gegenwärtigen Moment ereignen (vgl. Baer et al. 2006) sowie die Fähigkeit, sich auf jede ausführende
Aktivität fokussieren zu können ohne sich leicht von anderen Dingen ablenken zu lassen (vgl. Kabat-Zinn
1990)
STUDIENDESIGN --> Messung über die "Achtsamkeits-Aufmerksamkeits-Bewusstseins-Skala" (MAAS) von Brown/Ryan (2003)
Steigerung der Achtsamkeit durch „Self-Monitoring“: Kontrolle der eigenen Social Media Nutzung
durch Limitation der Nutzungsdauer & Achtsamkeitstraining mithilfe der App „Moment“: Tägliche, kurze
Aufgaben („Coaching-Funktion“), die dem Nutzer dabei helfen, einfache Strategien zu entwickeln, um
Rekrutierung: Personen im Alter von 14-24 Jahren mit diagnostizierter Depression, z.B. über Aushänge in Social Media Apps achtsamer zu nutzen
Therapiezentren/Online-Foren 1. Schritt: Welche Social Media Apps werden am meisten genutzt?
--> Einsatz eines Online Screening-Fragebogens, u. A. zur Erfassung der Social Media Nutzung & des 2. Schritt: Tägliche Coaching-Sessions in der App "Moment" trainieren die eigene Achtsamkeit bzgl. der
Smartphone-Betriebssystems App-Nutzung
TN werden randomisiert in Experimentalgruppe (1) & Kontrollgruppe (2) eingeteilt. Feldzeit: 4 Wochen
Social Media Sucht: Dranggetriebene Nutzung Sozialer Medien (z.B. Facebook, Instagram, Snapchat,
YouTube, Instant Messenger wie Whatsapp) mit einer starken zwanghaften Komponente (vgl. Karaiskos et
Erste Messung: Depressionslevel, Achtsamkeitslevel & Social Media Sucht mit Online-Fragebogen in beiden al. 2010)
Gruppen --> Messung über die "Social Media Disorder"-Skala (SMD) von van der Eijnden et al. (2016)
Experimentalgruppe (1) Depression: Erkrankung, die das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen beeinflusst, mit
Störungen von Körperfunktionen einhergeht und erhebliches Leiden verursacht. Menschen, die an einer
1. Einsatz der App „Moments“ zum Achtsamkeitstraining/ analog iPhone-Funktion „Bildschirmzeit“ oder Depression erkrankt sind, können sich selten allein von ihrer gedrückten Stimmung, Antriebslosigkeit und
alternative App ohne Coaching-Funktion nach persönlicher (Video-)Einweisung --> Randomisierte Aufteilung ihren negativen Gedanken befreien (vgl. Stiftung Deutsche Depressionshilfe)
der Bedingungen in zwei Untergruppen --> Messung über das Beck-Depressions-Inventar II (BDI-II) von Beck/Steer/Brown (2009)
2. Kontrolle des Einsatzes durch Probanden über Screenshots (täglich)
3. Zweite Messung: Depressionslevel, Achtsamkeitslevel & Social Media Sucht mit Online-Fragebogen -> Gesteigerte Achtsamkeit, Reduktion der Social Media Sucht & Senkung des Depressionslevels werden an einem
erhöhten Ergebniswert im jeweiligen Fragebogen im Vergleich zur 1. Messung verzeichnet
Kontrollgruppe (2)
1. Keine Manipulation der UV (Achtsamkeit) 7
2. Zweite Messung: Depressionslevel, Achtsamkeitslevel & Social Media Sucht mit Online-Fragebogen
LITERATUR
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Bear et al. (2006): Using Self-Report Assessment Methods to Explore Facets of Mindfulness. In: Assessment, 13(1), S. 27-45.
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Haand, R.; Shuwang, Z. (2020): The relationship between social media addiction and depression: a quantitative study among university students in Khost,
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Hegerl, U. (o. J.): Was ist eine Depression? In: Stiftung Deutsche Depressionshilfe, URL: https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-
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Karaiskos et al. (2010): Social network addiction: A new clinical disorder? In: European Psychiatry, 25(1), S. 855.
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Storm, Andreas (Hrsg.) (2019): Kinder- und Jugendreport 2019, in: Beiträge zur Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Band 31, Heidelberg.

