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Aktivitäten am IFA
Hermann-Kesten-Stipendium der Stadt Nürnberg im September 2021
„Ach, dann wäre das ja vielleicht was für Sie!“ dems im kleineren, vertrauteren Rahmen die
So machte mich Frau Todt vergangenen Som- Möglichkeit boten, ihre Arbeit zu präsentie-
mer auf die Bewerbung für das Hermann- ren. So hatten mein Tandempartner und ich
Kesten-Stipendium aufmerksam, benannt zusammen mit dem zweiten schottischen
nach dem Nürnberger Autor und Übersetzer. Tandem (Peter Russell und Ulrike Seeberger)
Gesucht wurde noch ein:e Übersetzer:in für Gelegenheit, beim Freundeskreis Nürnberg-
Englisch, um ein literarisches Tandem mit Glasgow e. V. zu lesen und über die gemein-
dem schottischen Blogger und Autor Benja- same Zeit zu berichten.
min Murphy zu vervollständigen.
Ich habe die zwei Wochen als unglaublich
Bei der Neuauflage des Hermann-Kesten-Sti- bereichernd empfunden; zum einen, weil ich
pendiums wurden nämlich zum ersten Mal mich wahnsinnig gut mit meinem Tandem-
fünf Paare aus Schriftsteller:in und Über- partner verstanden habe, zum anderen, weil
setzer:in gebildet, um zusammen das The- ich so viele interessante neue Menschen
ma Menschlichkeit auszuloten und in einen kennengelernt habe, die teilweise erst später
kulturellen sowie literarischen Austausch zu im Leben oder über Umwege zum Schreiben
treten. Dabei war immer der eine Partner und/oder Übersetzen gekommen sind und
„von hier“, der andere aus einer der Partner- dies jetzt hauptberuflich tun. Außerdem war
städte Nürnbergs. Vertreten waren Glasgow, das Stipendium für mich auch ein (unfreiwilli-
Córdoba, Krakau und – anstelle von Nizza – ger) Crashkurs im Dolmetschen, da Benjamin
Cannes. kein Deutsch spricht und ich während der
zwei Wochen Führungen, Vorträge und Ge-
3 0 Die Organisation des Stipendiums und die spräche für ihn gedolmetscht habe.
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Programmplanung wurden gemeinsam vom
Amt für Internationale Beziehungen und der Das war definitiv ein Sprung ins kalte Wasser
Koordinierungsstelle für Literatur der Stadt und oft genug haben mir die Worte gefehlt,
Nürnberg übernommen und so durften wir es war aber auch eine gute Art, das Simul-
Stipendiaten zwei Wochen lang ein vielfälti- tandolmetschen zu lernen und ich habe ge-
ges Programm mit Lesungen, Stadtführung, merkt, wie anstrengend, aber auch schön
Empfang im Nürnberger Rathaus und dem dieser Beruf ist.
ein oder anderen leckeren Essen genießen.
Ein Höhepunkt des Programms war sicherlich Katharina Stirnweiß
auch die Führung im Schloss Faber-Castell, in
dem während der Nürnberger Prozesse die
internationalen Journalisten untergebracht
waren.
Arbeit stand natürlich auch auf dem Pro-
gramm: Ziel war es, während der zwei Wo-
chen einen Text zum Thema Menschlichkeit
zu verfassen bzw. dann zu übersetzen. Diese
Texte wurden am Ende bei einer großen Ab-
schlusslesung präsentiert. In diesem Rahmen
wurde auch der Hermann-Kesten-Preis, aus-
gelobt vom Verband deutscher Schriftstel-
lerinnen und Schriftsteller, verliehen. Dieser
ging an Urszula Poprawska, Übersetzerin aus
dem polnischen Krakau. Aber auch vorher
schon fanden Lesungen statt, die den Tan-

